Arbeiten im Mandat als Antwort auf den Fachkräftemangel in der Raumplanung: Ein Modell für die Zukunft?
plan:team übernimmt als Raumplanungsbüro gleich in vier Gemeinden und Kantonen Arbeiten im Mandat und begegnet damit dem Fachkräftemangel in der Raumplanung. Wir sind überzeugt, dass mit dieser Art der Zusammenarbeit sowohl für die öffentliche Hand als auch für private Büros in Zukunft einige Vorteile entstehen.
Die ganze Klaviatur der Raumplanung bei der Arbeit im Mandat
Der Fachkräftemangel ist eine der momentan grössten Probleme in der Schweiz. Auf die Bauverwaltungen trifft dies in besonderem Masse zu. Nicht zuletzt darum geben zahlreiche, vor allem kleine Gemeinden in der Schweiz an, im Bereich der Raum- und Nutzungsplanung überfordert zu sein oder zumindest an Grenzen zu stossen.(1)
Aus diesem Grund bietet plan:team seit einigen Jahren Dienstleistungen im Mandat für Behörden an. Zu unseren Aufgaben gehören neben der Anwendung des raumplanerischen Werkzeugkastens (erstellen von Sondernutzungsplanungen, Mobilitätsstudien, Standortsuche für Sammelstellen, Arbeitszonen-Management, etc.) auch regelmässige Gespräche mit den Gemeindepräsidenten und den Bauamtsleitern vor Ort. Mehr Infos zu dieser Aufgabe gibt es in unserem Blogbeitrag.
Mandate während längerer Abwesenheiten und als temporäre Unterstützung
Schon seit einigen Jahren hat die Gemeinde Alpnach (OW) die Raumplanung an unser Büro ausgelagert, eine eigene Raumplanungsstelle hat die Gemeinde nicht. Nun haben wir unser Angebot ausgebaut und sind derzeit in der Stadt Aarau, in der Gemeinde Horw (LU) und im Kanton Luzern tätig.
Seit September arbeitet plan:team Fachmitarbeiterin Katrin Keiser Teilzeit im Mandat für Aarau und ist jeweils an den entsprechenden Tagen vor Ort. Sie vertritt eine Fachmitarbeiterin der Stadtplanung während deren Mutterschaftsurlaub.
Gleiches gilt für Melina Weiss, die seit November einen Teil ihres Arbeitspensums als Fachmitarbeiterin für die Verwaltung der Gemeinde Horw arbeitet und die verantwortliche Raumplanerin bei der Überarbeitung des kommunalen Richtplans und der Botschaft zur Gesamtrevision der Ortsplanung unterstützt.
Seit Dezember arbeitet zudem Claudio Birnstiel im Mandat Teilzeit für die Dienststelle Raum- und Wirtschaft des Kantons Luzern rawi im Bereich Nutzungsplanung und Gemeinden, wo er für die Vorprüfung diverser Geschäfte zuständig ist.
Arbeiten im Mandat benötigt kaum Einarbeitungszeit
«Da wir bereits einige Projekte in der Stadt Aarau betreuen und deshalb sowohl die laufenden Planungen als auch die beteiligten Personen sowie die Strukturen bestens kennen, war es für die Stadt naheliegend, die Stelle vorübergehend mit unserer Fachmitarbeiterin zu besetzen», sagt Piet Luethi, Co-Geschäftsführer und Mitinhaber von plan:team zur Zusammenarbeit mit der Stadt Aarau. «Zudem konnte sich die Stadt die aufwendige Suche nach einer Vertretung sparen», schätzt er einen der Vorteile für das Gegenüber ein.
Dank breitem Vorwissen in den laufenden Projekten fällt die Einarbeitung für Katrin Keiser mit verhältnismässig geringem Aufwand aus. Den Vorteil der Arbeit vor Ort erkennt sie vor allem darin, dass die Wege äusserst kurz sind. Katrin betreut während ihrer Zeit bei der Stadtverwaltung vor allem die verschiedenen laufenden Teilrevisionen der Rahmennutzungspläne, während eine ebenfalls temporär angestellte Kollegin vordringlich diverse Arealentwicklungen verantwortet.
«Das Job-Sharing funktioniert bislang bestens und ich finde, dass wir ziemlich effizient arbeiten können», blickt Katrin auf ihre ersten Arbeitstage zurück. Gerade weil sie ja nur vorübergehend bei der Stadt arbeite und die Projekte somit nur temporär betreut, sei dies ein grosser Pluspunkt dieses Modells – sowohl für die Stadt als auch für sie persönlich. Gleich schätzt Melina Weiss das Arbeiten im Mandat für die Gemeinde Horw ein. Alle drei arbeiten bei plan:team weiterhin als Fachmitarbeitende an ihren bisherigen Projekten.
Claudio Birnstiel sagt zu seiner neuen Aufgabe: «Ich bin gespannt, wie sich das ständige Wechseln zwischen privatem Planungsbüro und der Verwaltung mittelfristig anfühlt. Die ersten zwei Wochen haben mir jedenfalls gut gefallen.» Claudio erkennt für sich eine grosse Chance, die Raumentwicklung gleichzeitig aus zwei Perspektiven zu erleben und entsprechendes Know-how an der jeweils anderen Arbeitsstelle einzubringen.
Ein Modell für die Zukunft?
Deshalb sieht Piet Luethi für das Arbeiten im Mandat ein grosses Potenzial für die Raumplanung der näheren Zukunft. Denn die externe Unterstützung wirkt sich nicht nur für die Behörden positiv aus, die Mitarbeitenden profitieren fachlich und menschlich für deren berufliche Zukunft.
«Als Unternehmen ist es für uns interessant, weil wir so direkten Einblick in die Prozesse und Herausforderungen in den Verwaltungen erhalten und unsere Dienstleistungen noch besser an die Bedürfnisse der Kunden der öffentlichen Hand ausrichten können», so Luethi. Tiefgehendes Verständnis der dortigen Strukturen und Dynamiken sei dafür sehr wertvoll.
Piet Luethi glaubt noch weitere Vorteile für Verwaltungen zu erkennen: «Eine Gemeinde kann so flexibel auf die Ideenpools und individuelle Stärken verschiedener Fachleute zurückgreifen. Denn es sind nicht für jedes Projekt und jede Fragestellung die gleichen Kompetenzen gefragt.»
Zudem könnten auch die Gemeinden auf diese Weise ihren Horizont im Bereich Planung erweitern. «Für Gemeinden wie die Stadt Aarau ist dieses Modell der Zusammenarbeit zudem interessant, weil wir als Planungsbüro auch in – von der Komplexität her vergleichbaren – Städten wie Solothurn, Luzern und Bern tätig sind und unsere Erfahrungen einbringen können.»
(1) Schweizer Gemeinde 5 | 2019