Das starke raumplanerische Instrument: Qualitätsverfahren
Qualitätssichernde Verfahren sind starke raumplanerische Instrumente, die auf die Steigerung der Wohn- und Lebensqualität einzelner Quartiere und Areale abzielen. Doch wie können diese im Zusammenspiel mit den herkömmlichen Prozessen der Ortsplanung die Siedlungsqualität steigern?
Als externer Experte für den Schweizerischen Raumplanungsverband EspaceSuisse ging plan:team-Verwaltungsratspräsident und Projektleiter Martin Eggenberger im Mai 2022 im Rahmen des Seminars Siedlungsqualität in der Ortsplanung dieser Frage auf den Grund.
Prozessdesign als Erfolgsfaktor
Seine Erfolge mit diesen Verfahren geben ihm Recht: In Gerlafingen etwa konnten, begleitet durch das plan:team, bereits acht Studienaufträge mit qualitätssichernden Verfahren ausgelöst werden. Das Prozessdesign geht gezielt auf die Besonderheiten des Ortes, der Stakeholder und der Anforderungen an die künftige Nutzung ein.
In einer ersten sorgfältigen Analyse des Ortes («Quartieranalyse») gilt es, dessen Charakter und Bedürfnisse zu eruieren. «Jeder Ort ist eigen – wie auch der Mensch – und muss individuell beurteilt werden», sagt Martin Eggenberger. Was prägt den Ort? Welches sind dessen tragenden Elemente? Darum sind auch die betroffenen Eigentümerschaften und Anwohnenden in partizipativen Prozessen miteinzubeziehen.
«Aufgrund dessen können dann konkrete Ziele formuliert und festgelegt werden, etwa in Form eines städtebaulichen Leitbildes oder eines Raumprogramms», so Martin Eggenberger. In einer letzten Phase gehe es schliesslich darum, präzise Massnahmen umzusetzen. «Hier gilt es, das richtige Qualitätsverfahren zu wählen. Das kann ein Wettbewerb sein, ein Studienauftrag oder eine Fachberatung.»

plan:team-Verwaltungsratspräsident Martin Eggenberger durfte vor einem breiten Publikum aus der Fachwelt auftreten. (Foto: EspaceSuisse)
In jeder Projektphase anwenden
Martin Eggenberger betont allerdings, dass Qualitätssicherung nicht nur ein Teilschritt im Projekt ist, sondern Teil aller Phasen der Planung, von der Ortsplanung bis hin zur Baubewilligung. «Wichtigste Voraussetzung für deren erfolgreichen Einsatz ist das Wissen und die Überzeugung, dass der Ort gepflegt werden will und soll», ergänzt er.
«Dabei sind aber nicht nur technische Lösungen gefragt. Es braucht grossen Einsatz, der alle Facetten des Lebensraums berücksichtigt. Der Ort muss positiv beeinflusst werden wollen.» So ist für Martin Eggenberger klar, dass in Zeiten der Siedlungsentwicklung nach innen, des Klimawandels, der Biodiversitätskrise und neuen Mobilitätsformen gesamtheitliche Ortsplanungen, die gezielt auf die Steigerung der bestehenden Qualitäten abzielen, unabdingbar sind.
Denn wie Martin Eggenberger zum Schluss in seinem Vortrag postulierte: «Es ist der unermüdliche Einsatz für Qualität, der die Siedlungsqualität steigert, der den Lebensraum gestaltet – und das ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der Raumplanung.»
Text: Jan Massey