Integrale und partizipative Quartierentwicklung: Angehende Fachleute profitieren von plan:team-Erfahrungen
In der Raumentwicklung wird es immer wichtiger, dass bei Projekten integrale und interdisziplinäre Herangehensweisen gewählt werden. Die damit bereits gemachten Erfahrungen durfte das plan:team an der Hochschule Luzern angehenden Fachpersonen anhand eines konkreten Projektes präsentieren.
«Es ist nicht der Raumplaner oder die Architektin, die im Zentrum einer Planung steht. Es geht immer und überall um den Menschen.»
Diesen Satz verwendete Mitinhaber Piet Luethi als Einstieg in den Vortrag von plan:team-Projektleiterin Lydia Gonthier im Rahmen des CAS-Lehrgangs Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung im Wandel an der Hochschule Luzern. Konkret ging es dabei um integrale und partizipative Ansätze der Quartier- und Stadtentwicklung.
Der Lehrgang setzt sich mit den Herausforderungen der immer komplexer werdenden Raum- und Stadtentwicklung auseinander, die mit den (auch globalen) gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, technologischen und klimatischen Veränderungen sowie der fortschreitenden Verdichtung nach innen einhergehen. Dafür sind moderne Lösungsansätze gefragt, die im Kurs präsentiert, diskutiert und einander gegenübergestellt werden.

Der Vortrag von plan:team-Projektleiterin und Architektin Lydia Gonthier führte zu angeregten Diskussionen unter den Kursteilnehmenden. (Foto: Claudio Birnstiel)
Die Idee des integralen, partizipativen Ansatzes: Durch den engen Miteinbezug möglichst aller relevanten Interessensparteien und Akteure und durch die Förderung des gegenseitigen Verständnisses – sowohl innerhalb von Verwaltungen als auch zwischen den verschiedenen Stakeholdern – sollen Projekte zielgerichtet und zum Vorteil möglichst vieler Parteien umgesetzt werden können. Auch potenziellem Widerstand kann damit begegnet werden.
Vor diesem Hintergrund durften Lydia Gonthier und Mitinhaber Piet Luethi den angehenden Fachpersonen ein Projekt vom plan:team vorstellen, das in Wangen bei Olten für alle Betroffenen äusserst erfreulich und in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden konnte.
«Unser Ansatz bei solchen Projekten geht von drei Bestandteilen einer Raumanalyse aus und soll eine möglichst umfassende Lösung ergeben», führt Lydia Gonthier aus. Die Bestandteile sind in der folgenden Grafik dargestellt.

Grafik: Lydia Gonthier, plan:team
Koordinierte Entwicklung ohne individuelle Verpflichtungen
Die konkrete Aufgabe für das plan:team bestand im Projekt darin, ein behördenverbindliches Konzept zur Nachverdichtung für spezielle Gestaltungsplangebiete zu erarbeiten. Die grösste Herausforderung in diesem Projekt war es, die baulichen Strukturen, die dem Quartier Charakter und Identität verleihen, qualitativ zu erhalten. Auch die Quartiere, die keine gemeinsame Bauabsicht haben, mussten entwickelbar gemacht werden – trotz unterschiedlichster Einzelinteressen.
Das eigens dafür vom plan:team erarbeite Instrument dient der Bewilligungsbehörde heute als Grundlage für die Beurteilung von (Um-)Baugesuchen. Das Entscheidende dabei ist, dass die Gleichbehandlung aller Beteiligten garantiert werden kann, ohne dass der Zonenplan angepasst und die Grundeigentümerschaften somit zum Handeln gezwungen werden.
«Denn aufgrund der Strukturen und der besonderen Ausgangslage konnten diese Quartiere nicht mit den üblichen Reglementen geregelt werden. Auch eine Grünflächenziffer wäre für die gleichen Bauten mit sehr unterschiedlichen Parzellengrössen nicht zielführend gewesen», erläutert Lydia Gonthier. Dank des integralen Ansatzes konnte also eine sehr liberale und flexible Lösung gefunden werden, die dennoch eine koordinierte Quartierentwicklung garantiert.
Die Disziplin Raumplanung ist im Wandel
«Zu Beginn führten wir deshalb neben einer architektonischen und räumlichen Analyse auch diverse Interviews mit den Bewohnenden und den Grundeigentümerschaften durch. So konnten wir deren Bedürfnisse direkt und ungefiltert abholen», erklärt Lydia Gonthier. Viele Leute hatten dem Projektteam auch Zugang zu ihren Wohnungen gewährt. So konnte man sich ein Bild von den bisher sehr engen räumlichen Verhältnissen machen, was sehr geholfen hatte.
Piet Luethi ergänzt, dass dieses und andere Projekte von plan:team zeigen, dass es oft nicht ausreicht, nur eine Fachkommission einzusetzen. Die Eigentumsgarantie erfordert von den Planenden, die Grundeigentümerschaften mit ins Boot zu holen. «Auch darum wandelt sich die Raumplanung mittlerweile immer mehr von einer reinen Ingenieurswissenschaft zu einer Sozialwissenschaft.»
Hinweis: Der oben erwähnte Lehrgang wurde bereits von mehreren Mitarbeitenden des plan:teams absolviert. Ein weiterer Mitarbeiter wird den Lehrgang im Sommer 2022 abschliessen.
Text: Claudio Birnstiel