20. 04. 22

Mit dem Blick des Raumplaners einmal quer durch Afrika

 

David Waltisberg arbeitet seit gut fünf Jahren als Projektleiter beim plan:team. Nun hat er sich eine einjährige Auszeit genommen, um mit dem Auto quer durch Afrika zu fahren. Im Interview schildert er, warum und inwiefern er sich vom Umgang anderer Kulturen mit dem Raum Inspiration für seine Arbeit als Raumentwickler in der Schweiz erhofft.

 

 

Du kehrst der Schweiz für mindestens ein Jahr den Rücken. Kam dieser Entscheid eher spontan zustande, oder war die Auszeit schon länger geplant?

 

Meine Partnerin, ebenfalls Raumplanerin, und ich haben in den letzten Jahren immer wieder über eine Auszeit und längere Reise diskutiert. Von daher kann man sagen, dass eine längere Reise immer wieder ein Thema war. Auch, da wir schon immer gerne gereist sind und uns immer wieder das Fernweh packte. Wir waren uns dann relativ schnell einig, dass es Afrika sein wird.

 

Warum Afrika?

 

Wir haben auf die Weltkarte geschaut und gemerkt, dass dies ein Teil der Welt ist, wo wir beide noch nicht waren und die wir nicht kennen. Wir waren beide bereits in Südamerika und zusammen in Asien.

 

Afrika ist riesig und ihr habt ja nicht ewig Zeit, auch wenn ihr ein Jahr unterwegs sein wollt. Alles Sehenswerte werdet ihr da kaum besuchen können. Kannst du etwas zu eurer Route sagen, oder schaut ihr da spontan?

 

Wir sind in Südafrika gestartet. Es ist vorgesehen, von dort zurück in die Schweiz zu fahren. Momentan sind wir in Namibia.  Das geländefähige Auto haben wir Anfang Jahr nach Kapstadt verschifft. Wir wussten aber lange nicht, ob wir durch West- oder Ostafrika fahren sollen. Aufgrund von Covid, der Sicherheitslage, der Reisezeit, des Klimas usw. haben wir uns für Ostafrika entschieden. Wir werden den Kontinent in absehbarer Zeit also von Westen nach Osten durchqueren müssen. Wann genau, werden wir noch sehen.

 

Und dann?

 

Stand jetzt wollen wir das Auto anschliessend vom Horn von Afrika auf die arabische Halbinsel verschiffen und dann über den Nahen Osten, die Türkei und Südosteuropa fahren. Sollten wir es innerhalb eines Jahres nicht bis nach Hause schaffen, können wir uns vorstellen, das Auto irgendwo zwischenzulagern und später nochmals eine «kurze» Etappe anzuhängen.

 

David Waltisberg und seine Partnerin Lisa befinden sich derzeit im Fish River Canyon im Süden Namibias.

David Waltisberg und seine Partnerin Lisa befinden sich derzeit im Fishriver Canyon im Süden Namibias.

 

Raumplaner:innen können ja fast nie durch eine Gegend fahren, ohne sie durch die planerische Brille zu betrachten. Was denkst du, wird das bei euch auch in Afrika und somit in einer völlig fremden Welt auch der Fall sein? Erhoffst du dir sogar Inspiration für deine künftige Arbeit als Raumplaner?

 

Wir werden die Raumplanungsbrille sicher ab und zu tragen. Ich bin aber überzeugt, dass wir sie je nachdem auch rasch ablegen werden. Grundsätzlich finde ich, dass wir als Schweizer Raumentwickler:innen öfters über die Landesgrenze schauen sollten. Vor allem was die Stadtplanung betrifft. Ob auch afrikanische Grossstädte als Modelle taugen, sei jetzt mal dahingestellt. Obwohl sich bezüglich Raum- und Stadtplanung natürlich auch hier wichtige Fragen stellen.

 

Zum Beispiel?

 

Eine Stadt wie Nairobi (Kenia) mit mehr als vier Millionen Einwohner:innen, die jedes Jahr in der Grösse der Stadt Zürich wächst und als eine der am stärksten verdichteten Städte der Welt gilt, muss sich natürlich Gedanken über den Verkehr und die Strom- und Wasserversorgung machen. Hier wird es aber auch sehr interessant sein, einen Blick auf das Sozialräumliche zu werfen.

 

Wo könnten die grössten Unterschiede zur Schweiz liegen?

 

Diese Frage kann ich beantworten, wenn ich zurück bin. Unabhängig davon bin ich gerade vor dem Hintergrund sozialräumlicher Aspekte der Ansicht, dass die Raumplanung in der Schweiz immer noch eher technisch ausgelegt ist. Die Raumnutzung ist aber neben technisch-rechtlichen, sozioökonomischen und psychologischen Faktoren auch sehr von der Kultur eines Landes geprägt. Ich denke, es würde deshalb auch der Raumentwicklung in der Schweiz guttun, sich noch mehr mit der Frage auseinanderzusetzen, wer sich Raum wie und warum aneignet.

 

Kannst du ein Beispiel nennen, wie kulturelle Faktoren die Raumnutzung beeinflussen?

 

Im Iran zum Beispiel verbringen ein Grossteil der Menschen und vor allem Familien ihren freien Wochentag im Stadtpark. Der Park ist das Ziel des Familienausflugs. Man raucht eine Shisha, grillt und sitzt mit der Grossfamilie beisammen auf der Wiese. In der Schweiz hingegen fährt man mit dem Auto ins Grüne oder über einen Pass, um im Hospiz ein Erdbeertörtli zu essen oder man betätigt sich sportlich. In Singapur wiederum gibt es den Marina Bay Park. Dieser ist von der Art eher ein Museum. Man läuft durch den Park und sieht sich die Landschaftsarchitektur an. Der Park ist aber nicht zur Aneignung , zum Beispiel für ein Picknick, gedacht. Ich bin deshalb gespannt, wie der Raum in den vielen verschiedenen afrikanischen Ländern angeeignet und genutzt wird.

 

Interview: Claudio Birnstiel

Autor: Planteam
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«Wir engagieren uns beruflich und privat auf verschiedenen Ebenen. Dadurch können wir breites Wissen und grosse soziale Kompetenz in unsere Arbeit einbringen.»

Bernhard Straub, Projektleiter

«Wir setzen uns dafür ein, dass sich das plan:team weiterhin so positiv entwickelt wie in den letzten 40 Jahren.»

Roger Michelon, Projektleiter

«Ich bin beim plan:team, weil ich hier die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung stellen kann.»

Kristina Noger, Mitarbeiterin

«Im plan:team wird der Lebensraum als Gesamtes betrachtet und für eine lebenswerte Zukunft in planungsrechtliche Instrumente überführt.»

Lydia Gonthier, Projektleiterin

«Im immer knapper werdenden Lebensraum engagiere ich mich proaktiv für ganzheitliche Lösungen mit Hilfe von Dialog und Kooperation.»

Theodora Papamichail, Projektleiterin

«Beim plan:team kann ich meine im Studium erlernten Fähigkeiten anwenden und auf den Raum übertragen.»

Aron Affolter, Junior-Projektleiter

«Den Raum, in dem wir uns bewegen, aktiv mitgestalten zu können und aktuelle Herausforderungen anzugehen, finde ich extrem spannend.»

Linus Boog, Junior-Projektleiter

«Als plan:team setzen wir uns mit allen Aspekten des menschlichen Zusammenlebens auseinander. Die regionale Wirtschaft und Politik sind genauso wichtig wie soziale und ökologische Fragen.»

Claudio Birnstiel, Fachmitarbeiter

«Ich bin GIS-Spezialist und arbeite mittlerweile als Raumplaner. Beim plan:team fühle ich mich deshalb am richtigen Ort. Denn bei unseren Raumanalysen greifen wir täglich auf hochmoderne Geoinformationssysteme zurück.»

Hans Arnet, Fachmitarbeiter

«Der Wandel öffentlicher und individueller Erwartungen an unseren räumlich begrenzten Lebensraum ist mit grossen Herausforderungen verbunden. Es ist eine der anspruchsvollen Aufgaben unserer Zeit, ihn gemeinsam mit den involvierten Akteur:innen für die kommende Generation zu gestalten.»

Mark Zibell, Projektleiter

«Wo geplant wird, wird bewegt.»

Angela Montagano, Fachmitarbeiterin

«Flexible Arbeitsplätze tragen zur kreativen Lösungsfindung bei.»

Jonas Huwiler, Fachmitarbeiter

«Beim plan:team gestalten wir nachhaltige Siedlungen als Orte guter Erinnerungen. So verbessern wir die Lebensqualität der Menschen im Einklang mit der Natur.»

Saideh Moshayedi, Fachmitarbeiterin